Selbstverwirklichung durch Kreislauforientierung

Ökologisches Bauen wird zum Standard, Selbstwirksamkeit hält Einzug beim Wohnen

Nachhaltigkeit als Teil von Sinnstiftung schlägt sich nicht mehr nur im alltäglichen Konsum, sondern auch in den Ansprüchen an das Wohnen und die Arbeit nieder.

Der Wunsch nach einem nachhaltigen Lebensstil ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Mit den immer stärker spürbaren Auswirkungen des Klimawandels in Form von höheren Temperaturen oder extremen Wetterereignissen wächst der Druck, Klimaziele zu erreichen. Die zunehmende Knappheit von Ressourcen und Rohstoffen erfordert zudem den raschen Übergang in eine kreislaufbasierte Wirtschaft. Für immer mehr, insbesondere junge Menschen, wird der Schutz von Natur und Umwelt zu einer Identität, die sich in Konsumverhalten, aber auch Ansprüchen an Wohnen und Arbeit niederschlägt. «Climate Quitting» gilt als Trend, der sinnbildlich dafür steht, dass mehr Menschen nur noch für Unternehmen arbeiten wollen, die sich verbindlich und ohne «Greenwashing» für eine nachhaltige Welt stark machen. 

Mit den veränderten Konsum- und Verhaltensmustern wächst einerseits die Nachfrage nach klimaneutralen Produkten und Rohstoffen, andererseits nimmt die Sehnsucht nach autarken Lebensmodellen weiter zu. Diese umfasst neben lokalen oder sogar selbst angebauten Nahrungsmitteln auch die Versorgung mit Energie. Im Rahmen von urbanen Planungen arbeiten immer mehr Städte an Lösungen, bei denen alle wichtigen Bedürfnisse innerhalb kurzer Distanzen gestillt werden können. Davon könnten mittelfristig auch Sharing- oder Recycling-Konzepte profitieren, die bislang aufgrund von Komplexität oder Mehraufwand nicht zu Massenphänomenen geworden sind. 

Als Gegentrend zu einer Sharing-Gesellschaft zeichnet sich ebenso ab, dass Nachhaltigkeit im eigenen Besitz über langlebige Materialien gestärkt werden kann, die gepflegt und repariert werden. Die EU hat dazu sogar ein «right to repair» verabschiedet, dass sicherstellen soll, dass immer mehr Konsumgüter nicht zu Wegwerfartikeln werden, sondern möglichst lange im Kreislauf der Materialien erhalten bleiben. Durch die langfristige Nutzung von Gegenständen oder Infrastruktur erhöht sich der emotionaler Wert, auch um eben diese für künftige Generationen zu erhalten oder zu vererben.  

Als Folge des rückläufigen Wirtschaftswachstums und der Inflation wird sich das Spannungsfeld zwischen höheren Ansprüchen an Nachhaltigkeit, die uns durch höhere Kosten für hochwertige Materialien oder das Kompensieren von CO2 zwangsläufig etwas kosten wird, und die rückläufige Kaufkraft verschärfen. Damit rückt eine Debatte um echte Lebensqualität und eine Neudefinition von Luxus in den Mittelpunkt, bei dem nicht mehr Quantität, sondern Qualität gefordert wird. Dies umfasst hochwertige Lebensmittel genauso wie elektronische Konsumgüter, aber auch Fahrzeuge oder Kleidung. Neben den klassischen Attributen von Luxus wird aber der Bezug zu den eigenen Werten, oder der eigene Beitrag zur Gestaltung immer wichtiger. Nachhaltigkeit wird damit zu einem Teil der Selbstverwirklichung, die nicht mehr nur durch Konsum, sondern die Gestaltung der eigenen Umwelt gestärkt wird. 

Thesen für die Zukunft des Wohnens mit Blick auf die zunehmende Kreislaufwirtschaft

Der steigende Anspruch an Kreislauflösungen führt bei Wohnumgebungen zu einer wachsenden Nachfrage nach regenerativen Materialien.

Beispielsweise aus Pilzen oder Upcycling-Lösungen, bei denen für Renovationen oder Neubauten wiederverwertbare Baustoffe genutzt werden. 

Trotz der Suche nach Flexibilität und Ungebundenheit wird Besitz in Zukunft eine zentrale Rolle spielen.

Nicht allein wegen finanziellen Sicherheiten, sondern auch aus einer Nachhaltigkeitsperspektive. Die Langlebigkeit und Werterhaltung wird so stärker gefördert als bei kurzfristigen Nutzungen. 

Die Möglichkeit, Lebens- und Wohnräume selbst (mit-) zu gestalten wird zu einem wichtigen Teil von gelebter Nachhaltigkeit.

Sie ermöglicht es, Möbel, aber auch andere Bestandteile von Wohnräumen neu oder anderswo weiterzuverwenden.  

Der Wunsch nach einem nachhaltigen Lebensstil fördert neue Wohntrends.

Etwa den zu kleineren Wohnungen oder «Tiny Houses» als Teil des «Micro Living»-Trends. Auch Sharing-Lösungen gewinnen an Bedeutung, bei denen nicht genutzte Räume kurz- oder längerfristig vermietet oder gemeinsam genutzt werden können. 

Gemeinsam mit dem Think Tank W.I.R.E. wagt Livit zum 60 Jahre Jubiläum einen Ausblick auf die Welt von morgen. Dabei werden sechs langfristige Entwicklungen in Bezug auf die Folgen für unseren Alltag und unsere Wohn- und Arbeitsräume beleuchtet. Folgen Sie uns auf LinkedIn, um keinen Beitrag zu verpassen.