Künstliche Intelligenz als Begleiterin
Die nächste Generation von «Smart Homes» stellt Menschen in den Mittelpunkt
KI als Mitbewohnerin, die ihre Dienste anbietet, um den Alltag zu erleichtern – ein wahrscheinliches Zukunftsszenario, das Nutzen, aber auch Tücken mit sich bringt.
Die Lancierung von ChatGPT ist erst der Anfang der Welle von unterschiedlichen Tools, die auf künstlicher Intelligenz (KI) beruhen und Einzug in unser Leben halten werden. Wir können davon ausgehen, dass uns künftig unterschiedliche Arten von auf KI-basierten Bots in immer mehr Lebensbereichen unterstützen; von der Kommunikation bis zur Planung des Alltags, indem sie Rezepte für Reste aus dem Kühlschrank erstellen oder Kindern massgeschneiderte Lerntipps vermitteln. Die nächste Generation von «Smart Homes» wird dabei basierend auf Umwelt- und Verhaltensdaten nicht nur Heizung oder Licht steuern, sondern auch mit den Bewohnern kommunizieren und Vorschläge für die Alltagsoptimierung erstellen. KI kann auch langfristig die Nachhaltigkeit erhöhen, indem sie beispielweise dazu beiträgt, den Energieverbrauch zu reduzieren. Oder sie ermöglicht es älteren Menschen in ihrer eigenen Wohnung zu bleiben, indem die Technologie im Ernstfall einen Notruf absetzen kann.
Mit dem wachsenden Spektrum der Möglichkeiten wächst aber auch die Gefahr einer zunehmenden Überwachung und Kontrolle durch gut gemeinte Optimierungsvorschläge, die zunehmend als eine digitale Bevormundung wahrgenommen werden. Dabei muss auch berücksichtigt werden, dass KI keine Vorstellung der realen Welt hat, sondern Inhalte nur durch statistische Verknüpfungen verschiedener Daten generiert und trainiert werden muss. Durch eine immer weitreichendere digitale Vernetzung von Wohnungen wächst gleichzeitig auch die Gefahr von Cyberangriffen oder Systemausfällen. In einem Gebäude mit hoher Automatisierung könnten diese etwa dazu führen, dass sich Fenster oder Türen blockieren.
Ohne klare Schutzmassnahmen, welche Daten von Bewohnern gesammelt werden und wer darauf Zugriff hat, bestehen Unsicherheit und eine Gefahr für die Privatsphäre, die insbesondere in den eigenen vier Wänden geschützt werden muss. Die ethischen Kriterien im Umgang mit künstlicher Intelligenz werden so zu einer zentralen Voraussetzung für einen nachhaltigen Mehrwert, der möglichst ohne Nachteile einhergeht. Nicht zuletzt gilt zu berücksichtigen, dass das Nutzen und Trainieren von KI auch signifikante Mengen an Strom benötigt.
Thesen zur Zukunft des Wohnens mit künstlicher Intelligenz als Begleiterin
Wohnungen und Büros werden mit immer mehr Sensoren und automatisierten Steuerungen ausgerüstet, die helfen, den Alltag zu erleichtern oder die Sicherheit zu erhöhen.
Allerdings stiften nicht alle technischen Möglichkeiten einen Nutzen und können auch zu höheren Kosten oder Abhängigkeiten führen: So hat ein digital hochgerüsteter Kühlschrank eine kürzere Lebensdauer als ein traditionelles Gerät und muss früher ersetzt werden. Und wenn immer mehr Aufgaben vom Kommunizieren bis zum Navigieren im Stadtverkehr als Algorithmen ausgelagert werden, droht ein Verlust in Kompetenz und Selbständigkeit. Langfristiges Potenzial haben nur digitale Lösungen, die den Bewohnern einen echten Nutzen bringen.
Als Gegentrend werden sich aus dem Wunsch nach Selbstbestimmung sowie auch aus Kostengründen vermehrt wieder «Low- oder No-Tech»-Lösungen durchsetzen.
«Smart» bleibt dadurch vor allem der Mensch, der selbst entscheidet, ob und wann ein Fenster geöffnet werden soll.
Die Voraussetzung für eine nutzenbringende Digitalisierung von Immobilien liegt beim Erstellen einer standardisierten und sicheren Dateninfrastruktur.
In solch einer ist klar geregelt, welche Daten von wem gesammelt werden, wer darauf Zugriff hat und wie Bewohner:innen und Gebäudenutzer:innen von der Datennutzung profitieren können.
Gemeinsam mit dem Think Tank W.I.R.E. wagt Livit zum 60 Jahre Jubiläum einen Ausblick auf die Welt von morgen. Dabei werden sechs langfristige Entwicklungen in Bezug auf die Folgen für unseren Alltag und unsere Wohn- und Arbeitsräume beleuchtet. Folgen Sie uns auf LinkedIn, um keinen Beitrag zu verpassen.